Biografie

„Ich bin eben dazu gekommen, dass ich eine Kamera kriegen konnte, eine Leica, und ich wollte eigentlich … aber warum soll ich das eigentlich alles erzählen? Ich bin Fotografin, Punkt.“

Zitat Leonore Mau aus dem Interview mit Ingo Niermann, 2005 | Zum Interview mit Ingo Niermann

1916
Am 1. August wird Leonore Maria Lucilla Burckas in Leipzig geboren.

1934
Studium Bühnenbild an der Kunsthochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

1937
Leonore Burckas heiratet den Architekten Ludwig Mau.
Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor: Sohn Michael Mau und Tochter Ulrike Bahrmann.

1945
Die Familie flieht nach Hamburg (Blankenese).

1950
Bei einem Literatur-Jour-Fixe ihres Mannes lernt Leonore Mau Hubert Fichte kennen.

1950er Jahre
Ausbildung beim Fotografen Wolfgang Etzold zur Pressefotografin.
Erste eigene Kamera: eine gebrauchte Leica IIIf mit Elmar-Objektiv.
In diesen Jahren entstehen Aufnahmen vom Hamburger Hafen, Architektur- und Straßenszenen sowie Portraits von Familie und Bekannten. Es folgen erste Veröffentlichung in der Hafenrundschau und Aufträge für Architekturaufnahmen.

1962
Im März: Leonore Mau besucht Hubert Fichte und den Maler Serge Fiorio in Montjustin.

1963
Leonore Mau und Hubert Fichte beziehen gemeinsam eine Wohnung in der Dürerstraße 9 in Hamburg. Hier lebt sie bis an ihr Lebensende.

1964/65
Es folgen mehrere Reisen durch Europa. So fotografiert sie u.a. in Finnland und Dänemark.
Es entstehen Architekturaufnahmen für die Zeitschrift Architektur und Wohnform (u.a. Wohnhaus des Innen- und Möbeldesigners Eero Aarnio).
Zu dieser Zeit beginnt Leonore Mau bekannte Persönlichkeiten aus Bildender Kunst und Literatur zu portraitieren, z.B. die Schriftstellerinnen Elfriede Gerstl, Christa Reinig und Ingeborg Bachmann.
Der dreimonatige Aufenthalt (1964) im portugiesischen Fischerdorf Sesimbra ist der erste lange gemeinsame Auslandsaufenthalt mit Hubert Fichte. Hier entstehen Aufnahmen für den Fotofilm Der Fischmarkt und die Fische.

1966
Weitere Reisen auf dem europäischen Kontinent folgen, z.B. nach Griechenland.
Es entstehen Aufnahmen vom Hamburger Hafen für den Fotofilm Der Tag eines unständigen Hafenarbeiters.

1967/1968
In Rom entstehen u.a. Aufnahmen für den Fotofilm Die Spanische Treppe und Portraits von Stipendiat:innen der Villa Massimo, in der sich Hubert Fichte für mehrere Monate aufhält, u.a. vom Lyriker Peter Rühmkorf und dem Maler Karl Horst Hödicke.

1969
Gemeinsam mit Hubert Fichte reist Leonore Mau für mehrere Monate nach Brasilien und Ägypten.
Es entstehen Aufnahmen von Favelas und Architekturaufnahmen, u.a. die Kathedrale von Brasília (Catedral Metropolitana Nossa Senhora Aparecida) des Architekten Oscar Niemeyer.
In Ägypten dokumentiert sie das beschädigte Ägyptische Museum in Kairo. Publiziert in DER SPIEGEL (22. Dezember 1969, Nr. 52) und DIE ZEIT (15. Mai 1970, Nr. 20). Die Aufnahmen von Kindern in Ägypten werden in Die Kinder Herodots veröffentlicht.
Es folgen Veröffentlichungen ihrer Brasilien-Fotografien im Stern (Urlauber, kommst du nach Rio…, 30. März 1969).

1970
In Agadir (Marokko) entstehen u.a. Aufnahmen für den Fotofilm Zwei Mal 45 Bilder / Sätze aus Agadir.

1971
Leonore Mau und Hubert Fichte reisen nach Salvador da Bahia (Brasilien) und Santiago de Chile (Chile). Hier entstehen Aufnahmen für den Bildband Xango und Bilder von Candomblé-Ritualen, sowie Aufnahmen vom chilenischen Präsidenten Salvador Allende.

1972 – 74
Leonore Mau und Hubert Fichte reisen nach Haiti, Martinique, Grenada, Trinidad und in die Dominikanische Republik sowie zum ersten Mal nach Dakar (Senegal), um dort die psychiatrischen Dörfer zu besuchen.
Es entstehen Aufnahmen für die Bildbände Xango und Psyche.
Die Brasilien-Fotografien werden in DER SPIEGEL publiziert (Ein Geschwür bedeckt das Land. Furcht und Elend der brasilianischen Republik (1. & 2. Teil), 24. & 31. Januar 1972).
Ihre Karibik-Fotografien werden im Stern (Wudu – Rendezvous mit den Gesitern, 31. Januar 1974) veröffentlicht.

1975
Leonore Mau und Hubert Fichte reisen nach Benin, Mexiko und New York City (USA). Beim nationalen Feiertag in Mexiko-Stadt entstehen Aufnahmen u.a. von Willy Brand.
In Benin macht Leonore Mau eine ihrer bekanntesten Fotografien: Afrikanischer Junge mit Blister-Maske.

1976
Während eines erneuten Aufenthalts im Senegal entstehen Aufnahmen vom psychiatrischen Dorf „Village Émile Badiane“ von Kenia in Ziguinchor in Casamance, veröffentlicht im Bildband Psyche sowie Aufnahmen des Künstlers Papisto Boy und seiner Wandmalereien.

1977 – 1980
Leonore Mau und Hubert Fichte reisen nach El Tigre, Caracas (Venezuela), Grenada und Togo sowie in die USA nach Miami und New York. Es entstehen Aufnahmen von Santería-Ritualen und von Ritualen der Spiritual Baptists sowie Bilder, die später im Bildband Petersilie publiziert werden.

1981/82
Ab Mai reisen Hubert Fichte und Leonore Mau für einen einjährigen Aufenthalt nach São Luís do Maranhão (Brasilien). Hier entstehen ihre Aufnahmen zu den Priesterinnen der Casa das Minas und den Candomblé-Ritualen.

1985
Leonore Mau und Hubert Fichte reisen erneut nach Fann in Dakar (Senegal), um das psychiatrische Dorf zu besuchen.

1986
Leonore Maus Lebens- und Arbeitspartner Hubert Fichte stirbt am 8. März in Hamburg.

1987 – 1999
Leonore Mau reist alleine nach Indien und mehrfach nach Portugal. Hier entstehen ihre Trauerbilder nach Fichtes Tod.
In diesen Jahren entstehen auch ihre Aufnahmen zum Bildband Ensemble des Tanztheaters Pina Bausch in Wuppertal.

Um 2004
Leonore Mau widmet sich in Hamburg Aufnahmen von Stillleben und Objècts trouvés, u.a. Masken und Skulpturen, die sie und Hubert Fichte auf ihren Reisen gesammelt hatten. Es entsteht eine Fotoreihe mit dem Titel: Fata Morgana.

2013
Leonore Mau stirbt am 22. September in Hamburg.

Ohne Titel (Selbstporträt mit Leica), um 1954
© bpk / S. Fischer Stiftung / Leonore Mau

Stempel auf der Rückseite eines Originalabzuges
© Nathalie David

Ohne Titel (Leonore Mau im Zug), 1963
© bpk / S. Fischer Stiftung / Hubert Fichte

Ohne Titel (Leonore Mau im Restaurant), 1971/72
© bpk / S. Fischer Stiftung / Leonore Mau

Taschenkalender von Leonore Mau, 1977
© Nathalie David

Ohne Titel (Selbstporträt mit Leica), 1980
© bpk / S. Fischer Stiftung / Leonore Mau

Ohne Titel (Porträtaufnahme von Leonore Mau), 1990
© Margit Tabel-Gerster

Ohne Titel (Selbstporträt von Leonore Mau), 2007
© bpk / S. Fischer Stiftung / Leonore Mau